Konzept zum „Löwenpudel der Saison“
Das vorliegende Konzept beinhaltet die Begründung des Osnabrücker Löwenpudels für den Fan-Preis
„Löwenpudel der Saison“ als solchen sowie die damit verbundenen Wertvorstellungen als Basis zur
Gründung des „Löwenpudel e.V.“
Der Löwenpudel als Teil der Osnabrücker Stadtgeschichte
Laut einer bekannten Osnabrücker Sage war es Karl der Große, der dem Denkmal vor dem
Osnabrücker Dom zu seinem Namen verhalf. Dieser schwor den Osnabrückern Rache, da sich diese
im Sachsen-Krieg mit Widukind gegen ihn verbündeten. So ließ er aufgebracht verkünden, dass er töten
würde, wer auch immer bei seiner Rückkehr nach Osnabrück vor den Toren als erstes auf ihn zueile. Tragischer
Weise war dies jedoch seine Schwester, die er nun seinem Schwur nach hätte töten müssen.
Doch zu seinem Glück begrüßte ihn zuerst deren Hund, der ihm freudig entgegeneilte und somit
ermöglichte, dass Karl der Große den geleisteten Schwur an ihm statt an seiner Schwester
ableisten konnte. Die dankbaren Bürger Osnabrücks ließen der Sage nach, dankbar der Rache Karls des Großen entgangen zu sein, das Abbild des Hundes in Stein schlagen und vor dem Dom aufstellen.
Das Denkmal, welches zum ersten Mal 1331 erwähnt wurde, könnte jedoch ebenso auf das Zeichen
der damaligen Gerichtsbarkeit und einem damit verbundenen Machtsymbol zurückgehen. Ob es in
enger Verbindung zum Go-Gericht steht und von der Gerichtsbarkeit Heinrich des Löwen zeugt,
bleibt geschichtshistorisch letztlich ungewiss.
Und auch, wenn der Löwenpudel als Ursprungsfigur hiermit nun historisch wirklich nichts zu tun hat:
Die Friedensstadt Osnabrück und der VfL als einer ihrer bekanntesten Botschafter bedingen Themen
und Gedankenanstöße, in denen der Löwenpudel als Figur mit seinen für uns immanenten Werten
durchaus eine Rolle spielen sollte. Gerade vor dem Hintergrund des Jubiläums „375 Jahre
Westfälischer Friede“ im kommenden Jahr ergeben sich durchaus Überschneidungen und
Möglichkeiten, den Löwenpudel mit seinen Werten im Sinne Osnabrücks weiterzuentwickeln und zu
positionieren.
Zur Begründung des Löwenpudels als Fan-Preis
Fußball hat eine starke integrative Kraft, so einfach wie er sich spielen lässt, so groß ist seine
Eigenschaft, Menschen unterschiedlichster Herkunft in Leidenschaft für den Sport zusammen zu
bringen. Mit den Menschen kommen Themen der Gesellschaft in den Fußball hinein, schnell wird er zum
Brennglas gesellschaftlicher Entwicklungen und Diskurse.
Unser Anliegen ist es, mit der Auszeichnung diese Verbindungen zwischen Sport und Gesellschaft
anhand von lebenden Beispielen zu erzählen. Wir wollen zeigen, dass auch Sportler im Fußball nicht nur
Leistungsträger sind, sondern Teil der Gesellschaft, in der sie eine aktive Rolle spielen können.
Der Löwenpudel der Osnabrücker Sage ist kein Held im eigentlichen Sinne und stirbt auch nicht den
„Heldentod“ – und selbst wenn, wäre das auch nicht wirklich erstrebenswert. Der Hund wollte
schlichtweg jemanden begrüßen und das wurde ihm zum Verhängnis. Er wollte nicht „statt
jemandem“ sterben. Er war einfach ein Opfer der Umstände. Das ist dramatisch – aber irgendwie
auch banal, weil er eben für manche „nur ein Hund“ ist. Damit der Transfer gelingt, muss man den
Gedanken auf die metaphorische Ebene heben. Dort können die Worte „Opfer“ und „Tod“ eine
andere Bedeutung annehmen. Wenn es um Zivilcourage im eigentlichen Sinne geht, ist diese
schließlich immer mit einem Opfer verbunden – vielleicht auch mit einem, das einem zunächst selber
gar nicht bewusst ist. Denn genau darum geht es ja: Ich tue etwas für jemanden, was ich eigentlich
gar nicht will oder was mit einem Risiko für mich selber verbunden ist und das nur, weil es nach
meinem eigenen Wertesystem richtig ist. Dabei stirbt durchaus etwas – eine alte Verhaltensweise,
Angst, Unrecht – und diese wird umgewandelt in etwas Gutes. Es entsteht eine Energie, die einem
anderen Menschen oder einer Situation hilft. Und genau diese Energie wollen wir ansprechen.
Bezogen auf den neu geschaffenen Fan-Preis könnte dies bedeuten: Der Preisträger hat eine Energie
geschaffen, die andere Menschen beeindruckt, ihnen hilft oder sie inspiriert. Natürlich kann der
Preisträger auch jemand sein, der etwas neu erdacht oder verändert hat. In dem Fall ist das Opfer
„Zeit“, was stirbt ist im besten Fall ein Problem. Das Stichwort hier ist Idealismus. Aber auch an dieser
Stelle wird Energie frei für ein liebevolleres Miteinander im Verein und unter uns Fans.
Beim VfL sehen wir auf den Rängen und auf dem Rasen Besonderheiten, Ungewöhnliches. Ein altes,
manchmal etwas raues Stadion, ein Publikum, das gerade nicht die überragenden Ballkünstler feiert,
sondern die, die durch besonders Engagement auffallen. Die aus dem Rahmen fallen. Die vielleicht
auch manchmal nicht genau wissen, ob sie lieber Löwe oder Pudel sein wollen.
Für diese Spieler und im Umfeld des VfL Aktive wollen wir einen Preis schaffen. Der Preis soll ihr
Engagement auf und neben dem Platz würdigen, soll ihre persönliche Besonderheit sichtbar machen
und auch Motivation sein.
Ein kleiner, goldener Löwenpudel soll sich zukünftig einreihen in die Besonderheiten Osnabrücks und
findet hoffentlich erfreute Preisträger.
Als Identifikationsfigur mit der Stadt kann der Löwenpudel gerade für einen Fußballverein, der sich in
der Stadt verortet und daher fast schon naturgemäß immer auf der Suche nach Verbindung zur Stadt
mit gemeinsamen Identifikationsmustern ist, fast schon ebenso naturgemäß eine Rolle spielen.
Werteverbundenheit
In seinem hybriden Wesen verbindet der Löwenpudel die gegensätzlich erscheinenden Eigenschaften
von Löwe und Pudel. Es verschmelzen in ihm die Verspieltheit und Schläue des Pudels mit dem Mut
und der Ausdauer des Löwen zu einer einmaligen Symbiose. In dieser Kombination ist er in der Lage,
jede Herausforderung wie kein Zweiter anzunehmen und dieser erfolgreich zu begegnen. Und damit
meinen wir explizit nicht nur in sportlicher Hinsicht.
Mit seinen ambivalent erscheinenden Anteilen von Löwe und Pudel bietet er wie kein anderes
Medium eine einzigartige Projektionsfläche für Diversität und Pluralismus. Durch seine beiden Seiten
entwickelt er ein Spannungsfeld, in dem sich vieles von dem abbilden lässt, was sich sonst einer
konventionellen Betrachtung entzieht. Dies ist die Chance, z.B. Spielern die Möglichkeit zu geben, sich
nicht nur als Sportler zu präsentieren und zu profilieren, sondern es ist auch die Gelegenheit,
Themen, die sich im gesellschaftlichen Diskurs befinden und daher selbstverständlich auch im Fußball
ihren Platz haben, im Stadion zusammen mit dem Publikum und den Fanszenen einen Ort der
Auseinandersetzung zu geben. Mit diesen Qualitäten des Löwenpudels möchten wir diesen Preis
schaffen, um mit ihm Menschen auszuzeichnen, die uns einerseits sportlich begeistern, sich zu
mindestens gleichen Teilen aber auch für ein solidarisches und soziales Miteinander engagieren
Umsetzung als Fanpreis
Der Löwenpudel ist als Fanpreis der gesamten Osnabrücker Fanszene gedacht und sollte
auch so präsentiert werden. Dabei sind Transparenz und Demokratisierung von außerordentlicher
Wichtigkeit. Demokratisierung erfolgt durch die Vereinsgründung und die damit verbundene
Wählbarkeit der Posten, Transparenz durch die Homepage und die Möglichkeit der Mitarbeit für
jeden.
Der Löwenpudel unterstützt sportliche sowie auch soziale Werte. Zudem ist wichtig, dass sich
der Löwenpudel jederzeit als gemeinnütziges Wesen versteht und zeigt, dass er aus dem
Gemeinwohl entsteht und sich für dieses einsetzt. Verliehen wird der „Löwenpudel der Saison“ nach
Wahl des Kuratoriums am letzten Heimspieltag der jeweils laufenden Saison.
Das Gemeinwohl wird durch die Gründung eines gemeinnützigen Vereins unterstrichen, den
Löwenpudel e.V. Der Löwenpudel e.V. wird sich in der Außendarstellungen nur an Aktionen mit einer
klaren Botschaft beteiligen, die den o.g. Wertvorstellungen des Vereins entsprechen.
Die Art der Zuarbeit zum Löwenpudel e.V. soll auf vielen Wegen erreicht werden, sei es
durch Veranstaltungen, Merch oder ähnlichem. Dabei soll auf Idealismus und Stärken jedes Einzelnen
gesetzt werden, um auf kreative und gewinnbringende Weise mit dem Themenkomplex umgehen zu
können. Zudem sollte das vorliegende Wertekonstrukt sowie das Gemeinwohl nie außer Acht
gelassen werden.
Auch wenn der Löwenpudel als Figur und in seiner Ausgestaltung unabhängig sein sollte, darf er sich und damit auch der e.V. – nicht Kooperationen und Projekten verschließen. Soziale Aspekte im
Verein und um den VfL herum, sollten stets auch mit dem Löwenpudel in Verbindung gebracht
werden können.
In der Öffentlichkeit sollte der Löwenpudel stets auch klare Botschaften transportieren und sich
ebenso zu aktuellen Themen – sofern sie sich ergeben – positionieren. Hier ergibt sich auch die
Möglichkeit, zur Identifikationsfigur zu werden. Sichtbar sollte der Löwenpudel e.V. z.B. bei der
Saisoneröffnungsfeier oder möglichen anderen Veranstaltungen des VfL oder der Fanszene sein.
Wichtig ist zu betonen, dass das aktuelle Kuratorium samt der Mitglieder des e.V. nur die inhaltlichen
Grundsätze der Figur festlegen kann – zum Leben erweckt werden muss sie durch viele andere. Nur
so kann der Löwenpudel als Symbolfigur für Menschlichkeit, Demokratie, Toleranz, Fairness, Mut und
Zivilcourage stehen. Die PreisträgerInnen des Fanpreises müssen für diese Werte einstehen und dies
auch unter Beweis gestellt haben, um sich als mögliche PreisträgerInnen ins Gespräch zu bringen.
Darüber hinaus wurde der Löwenpudel nicht nur im Titel von Preis und Verein aufgenommen,
sondern wir haben ihn auch graphisch in die Ausgestaltung der Auszeichnung integriert und ein
wirkliches Bild von ihm geschaffen, das als Logo des Löwenpudel-Gedankens fungiert.
In diesem Logo haben wir den Löwenpudel in den Fußball/Sport-Kontext gestellt, der für die Wahl
der PreisträgerInnen relevant ist.
Die individuelle bildliche Bearbeitung sieht weiterführend so aus, dass wir den Löwenpudel auf einen
Ball gesetzt, (das Sportgerät mit dem wohl höchsten Aufforderungscharakter schlechthin) und ihm
einen lila-weißen Fan-Schal um den Hals gelegt haben.
Doch wir sind noch weiter gegangen. Der Löwenpudel schmückt als Grafik so nicht nur die Kopfzeilen
unserer Veröffentlichungen, wir haben ihn mit Hilfe des Künstlers Björn Poppinga auch in die Form
eines wirklichen Pokals, einer Trophäe gegossen. Kurzum: Wir haben ihn in dem VfL Osnabrück
verbundener Gestalt direkt in unsere fußballerische Mitte geholt.
Das erhöht in unseren Augen nicht nur die materielle Wertigkeit der Auszeichnung, sondern eröffnet
uns auch die Möglichkeit, in einer feierlichen Zeremonie diese Trophäe zu überreichen, um damit
weitere Anknüpfungspunkte für Identifikation und Wahrnehmung zu schaffen.
Verbindung zum VfL Osnabrück
Der Löwenpudel e.V. und der ihm immanente Fan-Preis „Löwenpudel der Saison“ fühlen sich dem VfL
Osnabrück in kooperativer, kreativer Zusammenarbeit verbunden, bleiben jedoch unabhängig und
alleinverwaltend.
Der „Löwenpudel der Saison“ wurde als Projekt in seinen Anfängen von der Fanabteilung des VfL
Osnabrück gefördert. Durch die Gründung des Löwenpudel e.V. und dessen Alleinverwaltung erlischt
diese Förderung zunehmend. Ziel ist die finanzielle Unabhängigkeit, wobei kreative Kooperation nach
wie vor zielführend und gewollt ist.
Kuratorium des „Löwenpudel der Saison“ im November 2021