Das Löwenpudelinterview… mit Sebastian Klaas

Wir haben mit Sebastian Klaas einen ehemaligen Spieler des VfL gesprochen, der unweit von Osnabrück aufgewachsen ist, als Jugendlicher zum VfL kam und es dort vom Nachwuchsleistungszentrum bis zur Profimannschaft schaffte. Eine Biographie, die nicht nur aufgrund der sportlichen Entwicklung beeindruckend ist, sondern die den Spieler auch als lila-weißes Eigengewächs, als beim VfL gewachsenen Löwenpudel, kennzeichnet. Mit Sebastian möchten wir eine Reihe starten, in der wir uns besonderen Menschen rund um den VfL, echten lila-weißen Löwenpudeln, widmen wollen.

Sebastian spielte von 2011 bis 2022 beim VfL und wechselte zur Saison 2022/23 zum SC Paderborn, wo er gerade seinen Vertrag verlängert hat.

Foto: Sebastian Klaas (privat)

Hallo Sebastian, was fällt dir spontan ein, wenn du an den VfL Osnabrück denkst?

S.K.: Oh, super viel natürlich, weil ich da so eine lange Zeit verbracht habe. Mir fallen viele Personen ein, Orte wie die Illoshöhe, die Bremer Brücke, Schwedenhäuser, Kunstrasenplatz, alles was mit den Profis dort zu tun hat. Vor allen Dingen aber viele tolle Menschen und viele tolle Momente. Ich habe dort ja so eine lange, so eine schöne Zeit, so einen großen Teil meiner Jugend mit so vielen tollen Menschen verbracht. Besondere Spiele erlebt, so viele Stationen meiner Karriere auf dem Weg zum Profi und nachher auch erste Schritte als Profi, das kann ich gar nicht alles aufzählen. Ich war 11 Jahre dort und bin erst 26 –  das ist gefühlt die Hälfte meines Lebens.  Da ist schon super viel an Erinnerungen da, auf jeden Fall.

Du hast deine Karriere beim VfL begonnen. Kannst du einschätzen, ob du beim VfL  besondere fußballerische Fähigkeiten auf dem Weg zum Profi mitbekommen hast? Und wenn ja, welche? 

S.K. : Ja, zu 100 Prozent. Die Frage ist wahrscheinlich eher, was ich dort nicht mitbekommen habe. Ich bin als 14-Jähriger da hin und habe beim VfL das Fußballspielen eigentlich erst so richtig beigebracht bekommen. Davor war alles mehr „kicken auf dem Dorf“ – zwar auch in Auswahlen, aber die richtige Ausbildung hat erst beim VfL begonnen. Ich glaube, man kann sagen, nahezu alle Fertigkeiten, die ich als Fußballer habe, habe ich dort mitbekommen – und auch viel Erfahrung. Ich war z.B. in der U19 Kapitän und da kriegst du natürlich durch die Führungsaufgaben was für deine Persönlichkeit mit. Wenn du dann den Schritt zu den Profis machst, fällt das erstmal wieder aus deinem Aufgabenbereich raus, denn du kommst ja nicht in die 1. Mannschaft und bist da direkt Kapitän. Aber jetzt z.B. in Paderborn nehme ich dahingehend mittlerweile eine größere Rolle ein, da ich älter und erfahrener geworden bin und da werden dann auch solche Dinge wieder wichtig.

Die Zeit in der VfL-Jugend hat mich auf vieles vorbereitet. So waren wir dadurch, dass ich in der Jugend mit der Mannschaft nur in der zweithöchsten Spielklasse gespielt habe, eigentlich immer in der Rolle des Favoriten, der den Aufstieg als Ziel hatte und wir mussten lernen, mit dieser Rolle umgehen. Im meinem letzten Jahr in der U19 sind wir dann in die Bundesliga  aufgestiegen und waren eher der Underdog, mussten auch diese Rolle annehmen. In meiner Zeit beim VfL war also so ziemlich  alles dabei, ganz viele Wechsel, ganz viele Erfahrungen.  

Du schilderst das sehr positiv.

S.K.: Ja, voll, zu 100 Prozent. Das war eine super Zeit meines Lebens. Ich hatte dort viel Spaß und es war genau das, was ich wollte. Das alles hat mir sehr viel für meine jetzige Persönlichkeit, meine jetzige Art Fußball zu spielen mitgegeben.

Das mit den verschieden Rollen und den damit verbundenen Perspektivwechseln hört sich sehr spannend an. Würdest du sagen, dass dich das hat souveräner, abgeklärter werden lassen? 

S.K.: Auf jeden Fall. Es waren aber auch die Trainer, vor allen Dingen Joe Enochs und Daniel Thioune, die mich in der B, A und nachher auch bei den Profis trainiert haben. Da war die Verzahnung sehr gut und ich würde sagen, dass auch sie einen großen Anteil an meiner Karriere haben.

Die beiden haben dich geprägt?

S.K.: Definitiv. Daniel wahrscheinlich noch mehr als Joe, weil er mich noch länger in der Jugend und dann bei den Profis trainiert hat, aber Joe auf jeden Fall auch. Als er U19-Trainer war, habe ich bei ihm als U17-Spieler schon die ersten Spiele gemacht und habe dann auch mein Debüt unter ihm bei den Profis gegeben. Die beiden haben mich wohl maßgeblich in den entscheidenden Jahren beim VfL geprägt.

Ist dir der Löwenpudel in deiner Osnabrücker Zeit  begegnet?

S.K.: Ehrlich gesagt nicht. Obwohl, beim ersten VfL- Kennenlerntag 2021 war er Thema. Da habe ich das erste Mal etwas von ihm gehört.

Wir haben dir vor diesem Interview ein paar Informationen über die Auszeichnung „Löwenpudel der Saison“, über uns, aber auch über den Löwenpudel als Figur und Wesen geschickt.

In dem Zusammenhang haben wir etwas darüber geschrieben, warum wir den Löwenpudel so nah beim VfL sehen. Eigenschaften wie Spielfreude, – Intelligenz, Mut, Ausdauer, Athletik, Ästhetik und Eleganz spielen da eine zentrale Rolle.

Gibt es in dieser Reihe von Eigenschaften etwas, was du bei dir suchst, um vielleicht noch etwas „löwenpudeliger“ zu werden?

S.K.: Also, wenn ich das mal auf mich übertragen würde, wäre bei mir  der Pudel-Anteil wahrscheinlich etwas höher als der des Löwen. Jetzt nicht zwingend auf den   Mut bezogen, wobei ich mir schon auch etwas mehr Mut wünschen würde, mir noch mehr Dinge zuzutrauen möchte. Aber grundsätzlich würde ich mich schon mehr mit der „pudeligen“ Seite identifizieren und mir eher als den Mut Spielintelligenz und  Eleganz zuschreiben.

Da gibt es ja durchaus verschieden Spielertypen. Der eine eher robust und der andere etwas eleganter…

S.K.: Ja genau – und wenn ich mich da etwas metaphorisch einordnen müsste, ist bei mir der pudelige Anteil deutlich ausgeprägter als der des Löwen, in dem Sinne, dass ich jetzt nicht der große muskulöse Bulle bin, der sich seinen Weg bahnt, sondern der, der das Ganze versucht technisch zu lösen und versucht, im Kopf schneller zu sein als der Gegner.  

Foto: Osnapix

Hört sich an, als könntest du mit dem Löwenpudel etwas anfangen.

S.K.: Ja, auf jeden Fall.

Das Publikum beim VfL ist begeisterungsfähig und oft sehr emotional und hat  deinen Wechsel vom VfL zum SC Paderborn mit Bedauern, aber auch mit viel Respekt und auch ein bisschen Stolz begleitet. Nach dem letzten Spieltag der Saison 20/21, der damals den Abstieg des VfL Osnabrück aus Liga 2. besiegelte, kam es hinter der Ost zu einer Art Eklat, als du in einer Kontroverse mit Fans dein Trikot auf den Boden geworfen hast. Hast du Lust uns kurz zu schildern, wie es zu der Situation kam?

S.K.: Kein Problem. Damals ist einfach super viel zusammengekommen. Es war der Tag, an dem wir abgestiegen sind und da wurde uns zugetragen, dass die Fans hinter der Ostkurve nochmal mit uns in den Austausch gehen und mit uns reden wollen. Natürlich war große Enttäuschung da – ist für mich auch schwer zu sagen, wie ich als Fan, als Osnabrücker Junge, dem der Verein am Herzen liegt, dort reagiert hätte. Zudem war die Saison schwer für mich. Ich hatte mich am zweiten Spieltag verletzt, hatte deshalb  kaum gespielt und konnte damit leider so gar keinen Einfluss auf irgendetwas nehmen. Dann war da in der Situation so viel Enttäuschung und bei den Fans auch so viel Wut, dass es Forderungen gab, dass Trikots verbrannt werden und das auch nur von einzelnen Spielern und ich hatte so das Gefühl, dass ich zwischen den Stühlen stand. Ich war genauso enttäuscht, war auch wütend, hatte also genau die gleichen Gefühle wie die Fans und war aber trotzdem auch Teil dieser Mannschaft und stand damit auch irgendwo auf deren Seite, Ich wusste auch, dass diese Mannschaft alles getan hatte, um nicht abzusteigen. Ebenso, dass der Grund, warum diese Mannschaft abstieg, ehrlicherweise tendenziell nicht die Mannschaft gewesen war. Daher empfand ich diese radikalen Forderungen als unfair, auch weil sie einfach keinen Sinn machten. Und dann war ich einfach sauer. Die Emotionen kamen hoch und ich habe dann das Trikot auf den Boden geworfen, was mein Art war zu zeigen, dass das was hier gerade abgeht, nicht okay ist und keinen Sinn macht. Ich war von beiden Seiten irgendwie enttäuscht, denn auch wir, die Spieler, hatten uns nicht mit Ruhm bekleckert, haben uns nicht richtig gestellt und nicht die passenden Worte gefunden. Die Fans haben dann das Gefühl gehabt, dass uns alles egal wäre, aber auch für uns war der Abstieg eine Riesenenttäuschung.  Es war eine so zerfahrene Situation, die nicht schön war und ich war sauer auf das Missverständnis, auf das nicht vorhandene Verständnis für die jeweils andere Seite. Ich wollte den Fans zeigen, dass das nicht  richtig war und mich dennoch wenigstens auf irgendeine Art und Weise äußern – und deutlich machen:  die Mannschaft lässt sich nicht nur anschreien. Das war sicherlich auch eine Erfahrung, die einen hat wachsen lassen.

Ihr habt zudem ja noch gefragt, ob das ein Grund gewesen sein könnte, um den Verein zu verlassen. Überhaupt nicht! Es wurde sich danach ja auch entschuldigt und das war dann auch in Ordnung. Es war ein emotionaler Moment und alle waren deshalb auch etwas drüber. Alles verständlich, alles gut und das Ding war dann auch gegessen.  Bei mir ist gar nichts davon in irgendeiner Form hängen geblieben.

Beim aktuellen Abstieg des VfL war das Verhalten der Fans komplett anders. Es gab Unterstützung bis zum Schluss und bis zum letzten Spieltag standen die Fans hinter dem Team.

S.K.: Aus meiner Sicht ist es auch das, was gute Fans und Standardfans, sage ich mal, unterscheidet. Es ist halt super einfach auf die Mannschaft draufzuhauen, wenn es nicht gut läuft. Die Herausforderung ist ja, genau das Gegenteil zu tun: im Erfolg bodenständig zu bleiben und in der Niederlage zeigt sich dann, wer wirklich hinter einem steht, wenn es wirklich um die Sache geht. Das ist immer das Beeindruckendste als Fußballer, wenn man als Mannschaft nicht gut performt und Fans das mit feinem Gespür erkennen, Energie freisetzen und damit die Mannschaft unterstützen. Das Schwierige ist halt in schweren Zeiten zusammen zu stehen und das macht eigentlich den größten Unterschied und die besonderen Momente aus, die man mit Fans als Fußballer haben kann.

Schaust du noch nach Osnabrück? Wie hast du in den letzten Jahren dort die Höhen und Tiefen wahrgenommen?

S.K.: Je länger man weg ist, desto eher nimmt es ein wenig ab, aber den VfL verfolge ich natürlich so oder so. Je länger man weg ist, kennt man auch immer weniger Personen im Verein, aber ich habe natürlich immer noch Kontakte und über die bekomme ich mit, wie es im Verein aussieht, wie der VfL spielt, was dort passiert und wie die Lage ist. Der VfL ist auf jeden Fall immer noch  Teil meiner Identität und das wird sich wahrscheinlich auch nicht ändern.

Wir möchten dir an dieser Stelle übrigens zu deiner Vertragsverlängerung beim SC Paderborn gratulieren. Das ist ja für dich bestimmt auch ein enormer Vertrauensbeweis und zudem eine Bestätigung deiner guten Leistung, was dir auch der Verein damit widerspiegelt.

 Siehst du dich dort als Leistungsträger?

S.K.: Ich hoffe, dass das so ist. Im Moment ist es sicherlich so, dass wir grundsätzlich 

eine gute Mannschaft haben und ich durfte immer von Anfang an ran, so dass man mich wahrscheinlich mittlerweile schon als Leistungsträger bezeichnen kann.

Bist du gefühlt sportlich beim SCP angekommen?

S.K.: Was heißt angekommen? In Paderborn angekommen bin ich auf jeden Fall, aber ich bin natürlich noch nicht am Ende meiner Reise als Fußballer angekommen. Dafür habe ich noch zu große Träume und bin auch noch nicht alt genug.

Foto: Osnapix

Ich hab ein bisschen gebraucht, weil ich mich auch hier sehr früh verletzt habe in meinem ersten Jahr, die gesamte Saison größtenteils ausgefallen bin, aber letztes Jahr konnte ich mich dann sehr gut in der Mannschaft etablieren und zum Stammspieler werden. In diesem Jahr ist es genauso, oder vielleicht sogar noch einen Tick besser.

Was sind denn für dich als Fußballer die sportlichen Ziele? Welche Träume hast du?

S.K.: Als Fußballer hast du immer das Ziel zu wachsen, der beste Fußballer zu werden, der du sein kannst. Da gehören immer ganz viele Facetten dazu, egal ob es auf dem Platz ist, oder auf die eigene Persönlichkeit bezogen. Ich bin hier hingekommen, war verletzt, da war es dann erst einmal die Challenge, zurückzukommen, ein erstes Spiel zu machen, Scorer-Punkte zu sammeln und sich in der Mannschaft zu etablieren. Jetzt ist das Ziel der Leistungsträger, die Säule zu sein, die der Mannschaft hilft. Auf lange Sicht habe ich nach wie vor den Traum 1. Liga spielen zu dürfen. Das ist ein Riesentraum und den werde ich so schnell auch nicht aufgeben. 

Und das wünscht du dir mit Paderborn zu machen?

S.K.. (lacht) Das ist mir letztlich gleich, aber wahrscheinlich wäre das der schnellste Weg. Jetzt nach der Vertragsverlängerung werde ich auf jeden Fall noch ein paar Jahre hier sein und von daher ist es mein vorrangiges Ziel, dies mit Paderborn zu schaffen. Aber es ist auch eher ein Traum, als ein Ziel, denn dafür ist die 2. Liga zu gut und unsere Stellung in der Liga ist jetzt gerade auch nicht unbedingt die eines Aufsteigers. Das zum Ziel zu nehmen wäre nicht bodenständig genug, das würde weder zum Verein noch zu mir passen.

Bodenständigkeit passt zu Paderborn – das ist eine gute Überleitung zur nächsten Frage.  Aus deiner heutigen Sicht: Was unterscheidet die beiden Vereine VfL Osnabrück und SC Paderborn?

S.K.:  Ich glaube, dass der VfL deutlich emotionaler ist als Paderborn. Das führt auf der einen Seite zu mehr Glücksgefühlen, zu mehr Stimmung, aber auf der anderen Seite auch zu mehr Unruhe, Druck, und im Verein zu weniger Konstanz. Das ist, denke ich, der wesentlich Unterschied zwischen den beiden Vereinen. Hier ist es weniger emotional, aber sehr konstant, bedacht, auf langfristige Entwicklung ausgelegt, weniger auf Kurzfristigkeit.  

Kurzfristigkeit haben wir in der vergangen Saison beim VfL vor allen Dingen auf der Trainerposition erlebt…

S.K.: Es geht aber nicht nur um die Trainerposition, sondern es geht vor allem auch um die Entwicklung mit Blick auf den Verein. Wenn ich jetzt hier in Paderborn unser Trainingszentrum sehe, hat sich das in meiner Zeit, obwohl es schon gut war, nochmal sehr entwickelt. Das ist sicherlich immer auch eine finanzielle Frage, aber auch von Umsetzung und Prioritäten. Hier wird wenig Geld in Beine investiert, denn es werden fast nur ablösefreie und junge Spieler aus unteren Ligen verpflichtet und das Geld wird in andere Dinge investiert.

In der Zeit, in der ich jetzt hier bin, haben sich viele Dinge im Trainingszentrum verbessert, die Trainingsbedingungen wurden verbessert, das Stadion wurde ausgebaut und es gingen und gehen Dinge voran. Als ich beim VfL war –  wenn  ich so ehrlich sein darf – war das nicht unbedingt der Fall. Dort wurde damals schon sehr lange von einem neuen Trainingsgelände gesprochen und das wird es heute noch. Das hat sicherlich auch seine Gründe, aber das sind Dinge, die ich hier anders wahrnehme, dass Themen schneller umgesetzt werden und obwohl es hier auch nicht das große Geld gibt, haben wir deshalb im Vergleich zu anderen 2. Liga-Vereinen deutlich bessere Bedingungen. Hier wird Geld gut investiert und das bedeutet dann Konstanz in der Entwicklung, im Vorwärts gehen.

Beim VfL wurde die 2. Mannschaft, in der du ja noch gespielt hast,  abgeschafft.

S.K.: Ja, solche Sachen. Klar kann man darüber streiten, ob das richtig oder falsch ist, aber bei uns hilft die 2. Mannschaft enorm. Seitdem wir eine 2. Mannschaft in der Regionalliga haben, haben wir deutlich mehr junge Spieler, die bei uns in den Profikader gekommen sind und in der 2. auf ordentlichem Niveau immer auch zu ihrer Spielzeit kommen. Also hier wird glaube ich kein Gedanke daran verschwendet, die 2. Mannschaft abzuschaffen.

Dann kann man beim SCP von mehr scharfsinniger Entscheidungsfreude sprechen, was ja auch eine Löwenpudel-Eigenschaft ist.

S.K.: Ja, Entscheidungsfreude, das ist ein gutes Wort. Die Kultur des Umsetzens ist hier eine andere. 

Wenn wir über den Löwenpudel sprechen, sprechen wir nicht nur über sportliche Aspekte, sondern auch über Werte für die Gesellschaft, für das Gemeinwohl. Welche Rolle spielen die beiden letztgenannten Themen für dich, bzw. beschäftigst du dich neben dem Platz mit gesellschaftlichen Themen?

S.K.: Auf den Verein bezogen gibt es da relativ wenig, in das ich einbezogen bin – außer jetzt mal ein Inklusionstraining oder solche Geschichten. Es gibt aber durchaus Personen aus dem Verein, aus dem Vorstand, die sich wohltätigen Themen widmen. Jetzt kürzlich hat uns zum Beispiel ein Vorstandsmitglied sein Schulbau-Projekt in Ruanda vorgestellt. Wir als Mannschaft unterstützen dann das durchaus auch durch Spenden. Solche Themen gibt es immer und ich handhabe das so: Wenn mir was über den Weg läuft, dann probiere ich da einen kleinen Beitrag zu leisten, wenn ich ihn leisten kann. Da geht es dann oft vor allem um Trikotwünsche mit Autogramm oder Autogrammstunden. Ich will mich jetzt nicht als den großen Samariter darstellen, denn es gibt bei mir nicht das eine große Thema, das mich vollkommen mitreißt, aber es gibt immer mal wieder Projekte, die mir über den Weg laufen. Dann schaue ich, was ich da tun kann.

Unsere Idee des Löwenpudels beinhaltet ja auch kommunikative Fähigkeiten. Wir hatten bspw. vorhin ja auch schon von deinem „Trikotwurf“ beim VfL gesprochen. Daher die Frage: Was kann Kommunikation für das Verständnis zwischen Fans und Spielern leisten?

S.K.:  Bessere Kommunikation würde sicherlich helfen, wäre bestimmt für beide Lager gut. Es würde sicherlich helfen, wenn die Fußballer Einblicke in die Fansicht bekommen und dadurch mitbekommen, was die Fans auf sich nehmen –  um das nicht als selbstverständlich zu nehmen. Vielleicht wäre es auch eine Möglichkeit, Wünsche zu äußern und als Team mit den Fans zu sprechen, um sich in einer Situation Unterstützung zu wünschen, wenn es nicht läuft.

Genau so könnten andersherum Fans auch Einblicke in die Mannschaft bekommen, um dann zu merken, dass es keinen Fußballer gibt, dem es egal ist, wie man spielt, wie die Mannschaft spielt. Jeder Spieler versucht in jedem Spiel seine bestmögliche Leistung zu bringen und nur, weil man das dann nicht immer schafft, heißt das nicht, dass man nicht will oder dass man den Verein nicht mag oder den Trainer nicht mag – solche Geschichten. Das habe ich noch nie, noch NIE irgendwo mitbekommen. Das sind Schlüsse, die häufig von außen gezogen werden. Oder bezogen auf einzelne Spieler. Wenn ein Spieler überlegt zu wechseln, heißt es schnell: „Der ist mit dem Kopf nicht mehr hier, der sieht sich schon ganz woanders“. Sowas gibt es nicht und solche vorschnellen Urteile könnte man sicherlich mit einer besseren beiderseitigen Kommunikation viel besser auflösen, denn am Ende sind viele Fußballer und Fans gedanklich gar nicht so weit voneinander entfernt.

Fotos: Osnapix

Unsere Abschlussfrage: Hast du Vorbilder, also Personen, die in welcher Form und mit was auch immer, Talent oder Eigenschaften, glänzen, die du auch gerne hättest? 

S.K.: Ich finde es da gar nicht so einfach, eine konkrete Person zu nennen, die Vorbild für mich ist.

Ich finde grundsätzlich Leute beeindruckend, die Dinge umsetzen und den Mut haben, ihr eigenes Leben zu leben. Menschen, die den Mut haben, Entscheidungen zu treffen, die ihre Ideen und IHR Leben durchziehen, unabhängig von irgendwelchen Erwartungen. Ich bewundere Leute, die nicht nur reden und planen, sondern umsetzen, einfach machen.

Zum Beispiel, wie gerade beschrieben: Wenn ein Vorstandsmitglied erzählt, wie er die Schule in Ruanda gebaut hat, denke ich mir: Wow, was für ein Macher. Das wird ja nicht einfach so passiert sein, sondern da hat er Zeit, Planung, Geld reingesteckt. Er hatte keine Ausbildung dafür, sondern hat sich irgendwann gedacht: Jetzt will ich das machen, was brauche ich dafür? Davor habe ich echt viel Respekt. Auch wenn ein Freund sein eigenes Unternehmen gründet – so etwas beeindruckt mich wirklich.

Und was ist, wenn jemand Sebastian Klaas als Vorbild hat? Was würdest du demjenigen denn als Rat mitgeben?

S.K.: Ich würde wahrscheinlich den Rat geben: Sei mutig, probiere deinen  eigenen Weg zu gehen. Auf der einen Seite bodenständig blieben, sich auf der anderen aber auch nie einreden lassen, dass man irgendwas nicht kann, es nicht erreichen, nicht umsetzen kann.

Vielen Dank für das Interview. Sebastian. Wir wünschen dir alle Gute für deine weitere Karriere und viel Erfolg dabei, deinen eigenen Weg zu gehen.

(Onlineinterview vom 17.10.2024)