Einer für alle – Alle für einen: Yiğit Karademir ist unser Löwenpudel of the Match aus dem Spiel gegen Dynamo Dresden

Samstag, 12. April, 14:00 Uhr: Das Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden ist mit über 30.000 Zuschauern fast voll besetzt. Und weit mehr als 1300 Osnabrücker Fans haben sich auf den Weg in die sächsische Landeshauptstadt gemacht, um die englische Woche bei strahlend blauem Himmel abzuschließen. Die Gastgeber aus Elbflorenz sind Spitzenreiter und feiern gleichzeitig den 72. Geburtstag ihres Clubs. Alles also angerichtet für eine Feier in gelb-schwarz? Rund 110 Minuten später lautet die Antwort darauf: NEIN! Denn der VfL Osnabrück wurde durch einen Kopfball von Niklas Wiemann und einer Zuckerflanke von Braydon Manu zum Partycrasher an der Elbe. Nach dem schwachen Auftritt gegen Hansa Rostock folgte ein wohl kaum für möglich gehaltener Auswärtssieg beim Tabellenführer Dynamo, eingeleitet und vollendet durch zwei Joker, die den VfL unter Marco Antwerpen auswärts weiter ungeschlagen bleiben lassen. Doch neben diesen beiden Akteuren stach an diesem Nachmittag besonders ein Innenverteidiger hervor, der die wohl bislang kontinuierlichste Leistungsentwicklung beim VfL in dieser nervenzehrenden Saison genommen hat und darüber hinaus den Sahneangriff zum Siegtreffer mit einem klugen Pass auf Bryan Henning einleitete:

Yiğit Karademir.

Der elfte Saisonsieg der Lila-Weißen ging auf das Konto einer kämpferisch überzeugenden und giftig-galligen VfL-Mannschaft, aber die Ruhe und Abgeklärtheit strahlte eben vor allem Yiğit Karademir aus, der von Marco Antwerpen zurück in die Startelf beordert wurde. Yiğit, der zwei Tage vor dem Spiel in Dresden seinen 21. Geburtstag feierte, wurde 2004 in Nordhorn geboren. Bereits im zarten Alter von 3 Jahren zog es ihn zum VfL. Jedoch nicht zum einzig wahren VfL im Herzen des Stadtteils Schinkel, sondern zum VfL Weiße Elf Nordhorn, in dem er gut zehn Jahre lang während seiner Kindheit spielte. Schon in Nordhorn fielen seine Übersicht im Defensivspiel und sein Talent, kompromisslos zu verteidigen, auf. 2017  folgte daher der Wechsel ins JLZ Emsland des SV Meppen, wo er ebenfalls auf sich aufmerksam machte und zwei Jahre später in die Knappenschmiede des FC Schalke 04 wechselte. Yiğit wurde vom legendären Ausbilder Norbert Elgert unter die Fittiche genommen, der ebenfalls eine kurze Osnabrücker Vergangenheit in seiner Vita stehen hat und in seiner Jugend bei Westfalia Westerkappeln fußballerisch aktiv war. Wer es zu Norbert Elgert schafft, hat unbestritten Talent: Spieler wie Mesut Özil oder auch Manuel Neuer wurden am Berger Feld ausgebildet und zu Profis entwickelt. Die harte Schalker Schule durchlief Yiğit gute zwei Jahre, bevor er sich 2021 der U 19 des VfL Osnabrück anschloss. Hier entwickelte er sich zum absoluten Führungsspieler, wurde Mannschaftskapitän und schaffte im Juni 2023 den Aufstieg in die A-Junioren Bundesliga. Der VfL agierte geschickt, stattete Yiğit mit seinem ersten Profivertrag im Herrenbereich aus und verlieh seinen Rohdiamanten zum Regionalligisten SV Meppen in das benachbarte Emsland, um seinem Talent Spielzeit im höherklassigen Amateurfußball unter Profibedingungen zu verschaffen. Beim SVM wurde Yiğit auf Anhieb Stammspieler und erreichte mit seinen Mannschaftskameraden den zweiten Tabellenplatz der Regionalliga Nord. Karademirs Gastspiel im Emsland wurde durch den Gewinn des Niedersachsenpokals im vergangenen Jahr gekrönt. Zurück in Osnabrück schenkte ihm Uwe Koschinat auf Anhieb das Vertrauen, am 3. Spieltag feierte Yiğit sein Profidebüt beim Heimsieg gegen die Spielvereinigung Unterhaching. Nicht immer lief alles glatt für den jungen Abwehrspieler, in der absolut vermaledeiten Hinrunde kam Yiğit in mehreren Spielen unter Trainer Pit Reimers nicht zum Einsatz, doch seitdem ihm mit dem erfahrenen Jannik Müller ein bundesligaerprobter Innenverteidiger zur Seite steht, zeigt seine Leistungskurve wieder nach oben und Yiğits Startelfeinsätze stiegen an. Der Lohn für seine Entwicklung: Yiğit wurde im März 2025 in den Kader der türkischen U 20-Nationalmannschaft gegen Italien und Rumänien berufen.

Gegen Dynamo Dresden feierte er nun seinen 20. Auftritt im lila-weißen Trikot, und was für einen (!): Schon in Halbzeit eins half er in der 15. Minute seinem Innenverteidigerkollegen Jannik Müller in höchster Not aus der Patsche, als diesem der Ball in Richtung des Dresdner Angreifers Mika Bauer versprang und jener frei vor Lukas Jonsson hätte durchkommen können. Doch mithilfe einer Körpertäuschung bereinigte Yiğit abgeklärt wie ein alter Hase die brenzlige Situation. Dass hier heute nur schwer was gegen aggressiv wirkende Gäste zu holen wäre, hatte Yiğit schon mit einem Schubser gegen Dresdens Keeper Schneider nach gut 10 Minuten klargestellt. Dynamo wurde auch sprichwörtlich so der Schneid abgekauft. In der zweiten Hälfte sorgte Yiğit immer wieder mit Übersicht und gutem Stellungsspiel dafür, dass die sonst schlagkräftige Dynamooffensive um den für Routinier Kutschke eingewechselten Toptorjäger Christoph Daferner nicht zum Zuge kommen konnte. Und drei Minuten vor dem durch ihn eingeleiteten Angriff zum Siegtreffer sorgte Yiğit in einer überragenden wie beherzten Aktion dafür, dass Dynamo nicht auf 1:0 stellen konnte: Karademir schmiss sich im letzten Moment in den Schuss von Dresdens Oehmichen und verhinderte ein Einschlagen des Balles im Osnabrücker Tor.

Dass dem VfL der Lucky Punch im Hexenkessel Rudolf-Harbig-Stadion gelang, der ein Meilenstein auf dem Weg zum Klassenerhalt werden könnte, verdankte der VfL einer hervorragenden Defensivabteilung, mit Yiğit Karademir in ihrer Mitte. Getreu dem Motto: Einer für alle – alle für einen! Marco Antwerpen wollte, auf Yiğits tolle Leistung in der anschließenden Pressekonferenz angesprochen, kein Sonderlob verteilen, da alle Spieler gut waren. Dem ist nichts hinzuzufügen. Und dennoch stand unser frisch gebackener U 20-Nationalspieler heute wie viele andere neben ihm für den sensationellen Gewinn eines wichtigen Auswärtsspiels beim Spitzenreiter Dynamo Dresden. Dem ersten seit 18 Jahren.

Wir gratulieren Yiğit Karademir zum Löwenpudel of the Match des 33. Spieltags!

(Wir danken Osnapix für das Foto, das der Grafik zugrunde liegt)