
Zweimal genetzt und die Treffer nicht geklaut bekommen – Marcus Müller ist unser „Löwenpudel of the Match“ aus dem Spiel bei Energie Cottbus
Die fünfte Jahreszeit ist voll im Gange und die Wochen der Heiterkeit werden auch beim VfL ungebremst fortgesetzt. Wir schreiben das neunte Spiel unter der Leitung von Marco Antwerpen und auch weiterhin sind die Lila-Weißen ungeschlagen! Der Autor dieser Zeilen war mit einem guten Gefühl in die Lausitz gereist, allerdings eher in der Erwartung, eine schöne Fahrt im Sonderzug mit ganz vielen guten Leuten zu haben. Doch der ohnehin von über 1500 Fans unterstützte VfL sorgte auch auf dem Platz dafür, dass die weite Anreise in die östlichste Region Brandenburgs für sich und seine Schlachtenbummler zu einem unvergesslichen Tag wurde. Dennoch fällt es trotz einer kämpferisch wie spielerisch großartigen Mannschaftsleistung nicht schwer, an diesem Nachmittag einen „Löwenpudel of the Match“ besonders hervorzuheben:
Marcus Müller!
Der aus Augsburg stammende und für einen Stürmer mit einer Körperlänge von 1,88 Meter recht große Angreifer stieß im Sommer vom FSV Mainz 05 zum VfL. Bei den Rheinhessen kam er vor allem in der zweiten Mannschaft zum Einsatz und stellte mit 11 Toren in 28 Regionalligapartien seine Treffsicherheit unter Beweis. Zuvor standen bereits 15 Tore in 56 Einsätzen für die zweite Elf des FC aus Augsburg in seiner Spielervita. Also jemand, der weiß, wo die Hütte steht.
Seit August des letzten Jahres steht der bullige Angreifer beim VfL unter Vertrag. Zunächst lief es für Müller nicht so, wie erhofft. Selten kam er über ein paar Einsatzminuten unter Uwe Koschinat oder Pit Reimers hinaus, abseits davon gehört Müller auch sicherlich nicht zu den Akteuren, die mit einem feinen Fuß ausgestattet sind. Seine Stärken liegen eher im physischen Bereich, vor allem in der Bereitschaft, seinen wuchtigen Körper in jeden Zweikampf zu werfen. Eigentlich ist es schon etwas kurios, dass Müller erst mit dem Wechsel zu Marco Antwerpen seine Einsatzzeit deutlich erhöhen konnte und inzwischen zur Stammelf gehört. Denn die Tugenden, die Müller verkörpert – unbedingter Einsatz, Kratzen, Beißen und den Gegenspieler nerven – gehören quasi zur DNA der Bremer Brücke. Und trotz seines anscheinend fehlenden Killerinstinkts vorm Tor wurde er in Rekordzeit zum neuen Publikumsliebling des VfL-Anhangs, welcher seine Hingabe für den Verein mit lauten „Müller, Müller“-Rufen dankbar quittiert.
Marcus Müller geht mit seiner Spielweise „All in“: Er wirft alles hinein, stellt sich dabei in den Dienst der Mannschaft, ist sich auch nicht für die Drecksarbeit zu schade und steht wohl wie kaum ein Zweiter neben Marco Antwerpen für den lila-weißen Aufschwung. Mit seinen Aktionen schafft er Raum für seine Mitspieler und sorgt für Entlastung in anderen Mannschaftsteilen, als Teil der Offensive ist er gleichzeitig auch ein wichtiger Faktor für die Defensive. Dass der VfL seine Gegentrefferquote spürbar senken konnte, ist zumindest zu einem kleinen Teil auch Müllers Verdienst. Vor dem Spiel gegen Energie Cottbus hatte er bereits dreimal für den VfL getroffen und dreimal wurden seine Tore – zum Teil unberechtigt – aberkannt. Doch Marcus Müller blieb davon unbeeindruckt und erzielte – wenn auch aus abseitsverdächtiger Position* – das frühe Führungstor beim Spitzenreiter. Ebenso wenig schmiss ihn der schnelle Ausgleich aus der Bahn, stattdessen ackerte er wie seine Mitspieler und nervte das immerhin von einem Welttrainer zusammengestellte Lausitzer Ensemble. Das gestiegene Selbstbewusstsein, das aber überhaupt nicht in Arroganz umschlägt, zeigte sich sodann Mitte der zweiten Hälfte, als er Verantwortung übernahm, den absolut berechtigten Foulelfmeter an Niklas Niehoff unhaltbar und unwiderstehlich in die Maschen zu donnern. Auch neben dem Platz sorgt Müller für gute Laune. In der Mannschaft, die inzwischen zu einem Team gereift ist, ist Müller stets für einen lustigen Spruch gut und für seine Späße bekannt. Gerade auch diese Komponente ist wichtig im Abstiegskampf, in den der VfL zwar weiterhin verstrickt ist, aber in welchem seine Ausgangslage für das restliche Saisondrittel deutlich aussichtsreicher ist, als es im Dezember noch der Fall war und der Weg in die Viertklassigkeit das eher realistische Szenario zu sein schien.
Marcus Müller ist beim VfL mit seinen beiden Toren im „Spitzenspiel“ gegen Energie Cottbus endgültig angekommen, hat sich selbst, die Mannschaft und tausende Osnabrücker Auswärtsfahrer glücklich gemacht. Wir gratulieren ihm zum „Löwenpudel of the Match“ am 26. Spieltag!
* Der Autor dieser Zeilen verpasste Marcus Müllers Tor zur zwischenzeitlichen Führung aufgrund größerer Personalengpässe an der Stadionzapfstelle. Aber Marcus Müller wäre nicht auch unser Liebling, wenn er sich nicht schon während des Spiels gesagt hätte: „Schieß ich halt noch ein Tor, damit alle jubeln können“.
(Wir bedanken uns bei Osnapix für das Foto)